Offenbarung 1,1–2
“Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss; und indem er ⟨sie⟩ durch seinen Engel sandte, hat er ⟨sie⟩ seinem Knecht Johannes kundgetan, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah.”
Die Offenbarung beginnt mit gewichtigen Worten: „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss; und indem er sie durch seinen Engel sandte, hat er sie seinem Knecht Johannes kundgetan, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah.“ Schon diese ersten Verse machen deutlich, dass es hier um mehr als um eine bloße Zukunftsschau geht. Die Offenbarung ist kein Rätselbuch, das nur Wissbegierde oder Sensationslust befriedigen will, sondern eine göttliche Mitteilung mit einer tiefen geistlichen Bedeutung und einer klaren Zielrichtung. Im Mittelpunkt steht Jesus Christus selbst, und zwar nicht verborgen oder unklar, sondern in seiner Herrlichkeit, seiner Autorität und seiner Fürsorge für die Seinen.
“Die Offenbarung ist die Enthüllung dessen, was Gott selbst durch Jesus Christus offenbaren will.”
Zunächst ist festzuhalten: Die Offenbarung stammt nicht von Johannes, sondern kommt von Gott, der sie Jesus Christus gegeben hat. Christus wiederum gibt diese Botschaft weiter, indem er seinen Engel sendet, der sie Johannes offenbart. Diese Kette zeigt uns, wie wertvoll und göttlich inspiriert diese Botschaft ist. Sie ist von höchster Autorität, denn sie kommt aus der himmlischen Sphäre, durch den Sohn, vermittelt durch einen Engel, an einen treuen Diener Gottes auf Erden. Darin liegt eine tiefe Wahrheit: Gott hat sich entschieden, nicht im Verborgenen zu bleiben, sondern sich selbst und seinen Willen zu offenbaren. Er will, dass seine Knechte – also alle, die ihm dienen – wissen, was geschehen wird, damit sie vorbereitet, ermutigt und gestärkt werden.
Der Begriff „Offenbarung Jesu Christi“ ist doppeldeutig und voller Tiefe. Einerseits bedeutet es, dass Jesus Christus das Zentrum des Gezeigten ist – es geht um sein Wesen, seine Herrlichkeit, seine Rolle als König und Richter. Andererseits ist er auch der Überbringer dieser Offenbarung; er ist der Mittler zwischen Gott und den Menschen. Das macht deutlich, dass wir in der Offenbarung nicht zuerst nach Zeichen oder Zeitangaben suchen sollen, sondern nach der Person Jesu. Alles, was Johannes sieht und weitergibt, soll unseren Blick auf Christus lenken. Wer die Offenbarung liest, soll Jesus besser erkennen, seine Größe bestaunen, seine Liebe und seine Wahrheit tiefer erfassen.
“Die Offenbarung ist ein Ruf, Christus ins Zentrum zu stellen und ihn tiefer zu erfassen.”
Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf den Knechten Gottes. Die Offenbarung richtet sich ausdrücklich an sie. In der Bibel sind Knechte Menschen, die sich Gott ganz zur Verfügung stellen, die bereit sind, auf ihn zu hören und ihm zu gehorchen. Das ist keine niedrige, sondern eine ehrenvolle Bezeichnung. Gott vertraut seinen Dienern Geheimnisse an, er gibt ihnen Einblick in seinen Plan. Die Offenbarung ist also ein Geschenk an alle, die Gott dienen wollen. Sie ist zugleich eine Einladung, sich selbst zu prüfen: Bin ich bereit, mich als Knecht Gottes zu verstehen? Höre ich auf sein Wort, auch wenn es unbequem oder herausfordernd ist? Die Knechtschaft bei Gott bedeutet nicht Unterdrückung, sondern Freiheit, weil sie im Dienst des guten und treuen Herrn geschieht.
Die Verse unterstreichen auch die Treue des Johannes. Er wird als jemand beschrieben, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah. Johannes ist damit ein Vorbild für alle, die das Wort Gottes ernst nehmen. Er gibt nicht eigene Gedanken weiter, sondern das, was Gott ihm offenbart hat. Seine Aufgabe ist es, das Wort weiterzugeben, unabhängig davon, ob es beliebt ist oder auf Widerstand stößt. Das ist auch heute eine wichtige Lehre: Gottes Wort ist unverfälscht weiterzugeben, in Liebe, aber auch in Klarheit. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Botschaft anzupassen oder zu verschweigen, sondern sie treu zu bezeugen.
“Die Botschaft Gottes ist unverfälscht weiterzugeben – auch dann, wenn Menschen sie nicht hören wollen.”
Was bedeutet das für uns heute? Die Offenbarung ist nicht für eine ferne Zukunft gedacht, und sie ist auch kein Werkzeug, um Angst zu verbreiten oder Kirchen abzuwerten – ihr Ziel ist Christus. Sie ist ein lebendiges Wort Gottes an seine Gemeinde, an alle, die Jesus nachfolgen. Gerade in Zeiten der Unsicherheit, der Bedrängnis oder des Zweifels will Gott uns durch die Offenbarung ermutigen und stärken. Er zeigt uns, dass Jesus Christus der Herr der Geschichte ist, dass nichts außerhalb seiner Kontrolle geschieht und dass er seine Gemeinde sieht, liebt und schützt. Das Wissen um die Herrschaft Christi gibt uns Halt und Hoffnung. Wir dürfen wissen: Auch wenn vieles in der Welt unsicher ist, bleibt Jesus der Herr. Seine Pläne werden sich erfüllen, und er wird seine Knechte ans Ziel bringen.
Es ist bemerkenswert, dass Gott seine Knechte nicht im Unklaren lässt. Er will, dass wir wissen, was auf uns zukommt. Das heißt nicht, dass wir jeden Zeitplan kennen oder alles bis ins Detail verstehen, oder verstehen müssen. Vielmehr will Gott, dass wir in einer Haltung des Vertrauens leben. Wir sollen auf sein Wort hören, uns von ihm leiten lassen und bereit sein, ihm nachzufolgen, was immer auch kommt. Die Offenbarung ist dabei wie ein Licht, das uns den Weg weist, damit wir nicht stolpern oder uns verirren. Sie fordert uns auf, wachsam zu sein, im Glauben zu bleiben und uns immer wieder neu auf Jesus auszurichten. Die Offenbarung ist kein Fahrplan, sondern ein Licht – sie ruft uns, Gott zu vertrauen und auf Christus ausgerichtet zu bleiben.
Ein weiterer Gedanke, der sich aus diesen Versen ergibt, ist die Berufung zum Zeugnis. Johannes bezeugt, was er gesehen und gehört hat. Auch wir sind heute dazu berufen, Zeugen für Jesus Christus zu sein. Das geschieht, indem wir sein Wort aufnehmen, in unserem Leben anwenden und im Alltag weitergeben. Das Zeugnis von Jesus ist nicht nur eine Information, sondern eine Kraft, die Leben verändert. Wenn wir bezeugen, was er in unserem Leben getan hat, wenn wir seine Wahrheit weitergeben, dann wird seine Offenbarung auch heute sichtbar. Christsein bedeutet, in der Nachfolge Jesu zu leben – und die Offenbarung erinnert uns daran, dass diese Nachfolge nicht bequem, sondern treu und ausdauernd ist.
“Sie ruft uns, Christus als den Herrn über Geschichte und Zukunft zu bekennen und ihm auch dann zu folgen, wenn Widerstand oder Prüfungen kommen.”
Nachfolge heißt, sich nicht von Angst oder Verlockungen bestimmen zu lassen, sondern im Vertrauen auf den Sieger zu bleiben, der uns durch seine Liebe trägt. So wird die Offenbarung zu einem Buch der Hoffnung: Sie zeigt, dass Nachfolge nicht ins Leere führt, sondern in die Vollendung bei Christus. Die Offenbarung ruft uns, im Vertrauen auf Christus zu bleiben und ihn mutig zu bezeugen.
Abschließend bleibt festzuhalten: Die Offenbarung beginnt mit der Einladung, auf die Stimme Gottes zu hören, Jesus Christus zu erkennen und sich als Knecht Gottes zu verstehen. Es ist ein Ruf zur Treue, zum Vertrauen und zur Bereitschaft, das empfangene Wort weiterzugeben. Die Botschaft richtet sich an alle, die bereit sind, Gott zu dienen, und sie gilt auch heute, mitten in unserem Alltag. Die Offenbarung erinnert uns daran, dass Jesus der Herr ist, dass er seine Gemeinde leitet und dass er seine Knechte ans Ziel bringen wird. Wer auf ihn hört und ihm vertraut, der kann getrost in die Zukunft gehen, im Wissen, dass Gottes Pläne gut sind und dass er am Ende alles vollenden wird. Die Offenbarung Jesu Christi ist somit ein Buch der Hoffnung, der Ermutigung und der Ausrichtung auf das Wesentliche: auf Jesus selbst und auf das treue Leben als sein Knecht. Amen.