Bibelstimme

Gott ist der Richter der Welt!

Gott ist der Richter der Welt!

Psalm 2

“War­um toben die Völ­ker, war­um ersin­nen die Natio­nen nich­ti­ge Plä­ne? Die Köni­ge der Erde ste­hen auf, / die Gro­ßen tun sich zusam­men gegen den HERRN und sei­nen Gesalb­ten: Lasst uns ihre Fes­seln zer­rei­ßen und von uns wer­fen ihre Stri­cke! Er, der im Him­mel thront, lacht, der HERR ver­spot­tet sie. Dann spricht er in sei­nem Zorn zu ihnen, in sei­nem Grimm wird er sie erschre­cken: Ich sel­ber habe mei­nen König ein­ge­setzt auf Zion, mei­nem hei­li­gen Berg. Den Beschluss des HERRN will ich kundtun./ Er sprach zu mir: Mein Sohn bist du. Ich sel­ber habe dich heu­te gezeugt. For­de­re von mir und ich gebe dir die Völ­ker zum Erbe und zum Eigen­tum die Enden der Erde. Du wirst sie zer­schla­gen mit eiser­nem Stab, wie Krü­ge aus Ton wirst du sie zer­trüm­mern. Nun denn, ihr Köni­ge, kommt zur Ein­sicht, lasst euch war­nen, ihr Rich­ter der Erde! Mit Furcht dient dem HERRN, jubelt ihm zu mit Beben, küsst den Sohn, / damit er nicht zürnt und euer Weg sich nicht ver­liert, denn wenig nur und sein Zorn ist ent­brannt. Selig alle, die bei ihm sich ber­gen!”

Lie­be Schwes­tern und Brü­der, wenn wir heu­te über Psalm 2 nach­den­ken, begeg­net uns ein kraft­vol­les Bild: ein Bild von Unru­he und Auf­be­geh­ren – und zugleich von Got­tes über­mäch­ti­ger Sou­ve­rä­ni­tät und sei­nem lie­be­vol­len Schutz für alle, die ihm ver­trau­en. Die­se Wor­te, vor vie­len Jahr­hun­der­ten geschrie­ben, spre­chen auch heu­te noch leben­dig zu uns. Sie for­dern uns auf, hin­zu­schau­en, inne­zu­hal­ten und unser eige­nes Leben zu prü­fen.

„War­um toben die Völ­ker? War­um ersin­nen die Natio­nen nich­ti­ge Plä­ne?“ – so fragt der Psal­mist. Und wenn wir unser moder­nes Leben betrach­ten, erken­nen wir genau die­ses Tosen und Getrie­ben-Sein. Men­schen sind nicht zufrie­den. Sie stre­ben nach Macht, Kon­trol­le und Sicher­heit – und doch bleibt im Kern die­ser Sehn­sucht oft eine tie­fe Lee­re.

Natio­nen und Ein­zel­ne schlie­ßen Bünd­nis­se, schmie­den Plä­ne, ver­sam­meln sich, als könn­ten sie Gott ent­ge­gen­tre­ten oder gar sei­ne Absich­ten durch­kreu­zen. Doch Psalm 2 macht eines unmiss­ver­ständ­lich klar: All die­ses Reden, all die­se Stra­te­gien sind klein und letzt­lich nich­tig im Ange­sicht des gro­ßen Got­tes. Wer meint, Got­tes Plä­ne durch mensch­li­che Macht ver­hin­dern zu kön­nen, ver­kennt die Grö­ße des Einen, der alles trägt.

Der Herr, der im Him­mel thront – er lacht. Doch das ist kein Spott, wie wir ihn gewöhn­lich ver­ste­hen. Es ist der stil­le, siche­re Mut des Königs, der weiß, dass sei­ne Macht unüber­wind­lich ist. Got­tes Lachen zeigt uns: Kein Auf­be­geh­ren gegen ihn wird auf Dau­er bestehen. Sein Zorn wird die Mäch­ti­gen erschre­cken, und ihre Auf­leh­nung wird zer­bre­chen. Die Geschich­te lehrt uns: Kein Herr­scher und kei­ne Macht, die sich über Gott erhebt, ist von Bestand. Gott selbst hat sei­nen König ein­ge­setzt – wie es im Psalm heißt: auf Zion, dem hei­li­gen Berg. Die­se Zusa­ge, die­ser gött­li­che Beschluss, bil­det das Herz die­ses Psalms. Gott setzt sei­nen König ein: sei­nen Sohn, sei­nen Gesalb­ten.

Aus christ­li­cher Sicht ist dies ein pro­phe­ti­sches Bild auf Jesus Chris­tus, in des­sen Per­son alle Ver­hei­ßun­gen Got­tes Wirk­lich­keit wur­den. Er wur­de zum König erhöht – nicht durch mensch­li­che Macht oder poli­ti­schen Ein­fluss, son­dern durch Got­tes sou­ve­rä­nen Wil­len.

Die Wor­te „Mein Sohn bist du, ich habe dich heu­te gezeugt“ offen­ba­ren eine tie­fe Bezie­hung zwi­schen Gott und sei­nem König. Es geht um mehr als eine for­ma­le Ein­set­zung – es ist eine lie­ben­de Erhe­bung. Der Sohn emp­fängt Macht über die Völ­ker; die Enden der Erde sind ihm zum Erbe gege­ben.

Doch die­se Macht­aus­übung unter­schei­det sich grund­le­gend von der der Men­schen. Denn der Sohn wird sie „zer­schla­gen mit eiser­nem Stab“ – nicht in zer­stö­re­ri­scher Will­kür, son­dern um Ord­nung und Gerech­tig­keit zu schaf­fen. Das Bild erin­nert an das Zer­schla­gen von Ton­ge­fä­ßen: zer­brech­lich, leicht zu zer­trüm­mern. So wird die Macht der Auf­stän­di­schen gebro­chen – nicht aus Rach­sucht, son­dern im Dienst der Wahr­heit.

Nun ruft der Psalm alle Köni­ge und Rich­ter der Erde zur Ein­sicht auf. Und die­ser Ruf gilt auch uns heu­te: Wir sind auf­ge­ru­fen, in unse­rem Leben – als Ein­zel­ne, als Gemein­schaf­ten und als Teil der Kir­che – dar­auf zu hören. Wir sol­len uns davor hüten, Gott zu trot­zen. Wir sol­len ihm die­nen, mit Ehr­furcht und Respekt, wie es der Psalm sagt: „Mit Furcht dient dem Herrn und freut euch mit Beben.“ Das bedeu­tet: Wir schau­en mit ehr­li­cher Ehr­furcht auf Gott, wir freu­en uns an sei­ner Gegen­wart – doch nie mit Leicht­sinn oder Hoch­mut.

“Wer Gott die­nen will, darf nicht ver­ges­sen, dass Ehr­furcht der Anfang aller Weis­heit ist – und Hoch­mut ihr Ende.”

„Küsst den Sohn, damit er nicht zürnt und euer Weg sich nicht ver­liert“ – die­se Wor­te tra­gen eine war­me, dring­li­che Ein­la­dung in sich. Den Sohn zu küs­sen bedeu­tet, sich ihm zu nähern, ihn zu ehren und Frie­den mit ihm zu schlie­ßen. Denn Got­tes Zorn ist real – doch er ist nicht unser end­gül­ti­ges Schick­sal, wenn wir uns bei ihm ber­gen. Ganz im Gegen­teil: Selig sind die, die Zuflucht bei ihm suchen. Die­se Ver­hei­ßung ist vol­ler Trost und Hoff­nung. Wer die Ein­la­dung zur Nähe ver­wei­gert, begeg­net dem Zorn nicht aus Stren­ge, son­dern aus ver­säum­ter Gna­de.

Lie­be Gemein­de, in einer Welt vol­ler Unsi­cher­heit, in Zei­ten poli­ti­schen Auf­ruhrs und per­sön­li­cher Angst, dür­fen wir hof­fen. Denn wir wis­sen: Gott ist sou­ve­rän. Er lacht über das Toben der Welt, weil sei­ne Herr­schaft uner­schüt­ter­lich ist. Nicht auf Gewalt und Macht­aus­übung grün­det sein Reich, son­dern auf Lie­be, Gerech­tig­keit und Barm­her­zig­keit. Das erin­nert mich an Offen­ba­rung 19, wo Jesus Chris­tus als der wah­re König erscheint – der in Gerech­tig­keit herrscht und die Völ­ker in sei­ner Hand hält. Wer sich dem König der Gerech­tig­keit ent­zieht, wird vom Lärm der Welt regiert – doch wer sich ihm beugt, fin­det Frie­den, der nicht ver­geht.

Die­se Ein­sicht darf uns Demut leh­ren. Sie ruft uns dazu auf, unser Leben neu aus­zu­rich­ten – nicht nach den lau­ten Stim­men der Welt, die Macht und Erfolg prei­sen, son­dern nach dem, was ewig Bestand hat: der Nähe zu Gott und sei­nem Sohn. Die­se Nähe schützt uns. Sie schenkt Gebor­gen­heit und Frie­den – nicht als flüch­ti­ges Gefühl, son­dern als blei­ben­de Wirk­lich­keit. Wir dür­fen uns dar­an erin­nern: Jeder von uns ist ein­ge­la­den, sich unter Got­tes Schutz zu stel­len. Wer nur dem Lärm der Welt folgt, ver­liert den Klang der Ewig­keit – doch wer sich Gott nähert, fin­det Frie­den, den die Welt nicht geben kann.

Mit die­sem Ver­ständ­nis soll­ten wir unser Beten erneu­ern. Wir dür­fen ver­trau­ens­voll sagen: Herr, du lenkst die Mäch­te die­ser Welt – du hältst sie in dei­ner Hand. Hilf uns, unse­ren Platz bei dir zu fin­den. Gib, dass wir nicht gegen dei­ne Weis­heit rebel­lie­ren, son­dern dein Reich suchen. Hilf uns, ande­re ein­zu­la­den, eben­falls Schutz und Frie­den bei dir zu fin­den.

Der Psalm 2 ist kein Relikt ver­gan­ge­ner Zei­ten, son­dern ein leben­di­ges Wort Got­tes an uns heu­te. Es ruft zur Umkehr und zum Ver­trau­en. Es weist auf den ein­zi­gen wah­ren König hin – den, der erlöst und führt. Und es ver­heißt Segen und Schutz denen, die sich bei ihm ber­gen.

“Wer sich dem König ver­wei­gert, sucht Frie­den ver­geb­lich – doch wer sich ihm anver­traut, fin­det Ruhe, die bleibt.”

Lasst uns dar­auf ant­wor­ten: mit einem offe­nen Her­zen und einem Leben, das Got­tes Herr­schaft aner­kennt und wider­spie­gelt. Lasst uns mit Ehr­furcht vor ihn tre­ten, ihn prei­sen und uns gern von ihm füh­ren las­sen. Denn nur so fin­den wir wah­re Frei­heit und blei­ben­den Frie­den – mit­ten in einer unru­hi­gen Welt. Amen.

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Published by BBeck