Bibelstimme

Gottes Ruf zum heilsamen Umgang mit Schuld!

Gottes Ruf zum heilsamen Umgang mit Schuld!

Jesaja 1,18

“So kommt denn und lasst uns mit­ein­an­der rech­ten, spricht der HERR. Wenn eure Sün­de auch blut­rot ist, soll sie doch schnee­weiß wer­den, und wenn sie rot ist wie Pur­pur, soll sie doch wie Wol­le wer­den.”

Jesa­ja 1,18 ist ein tief bewe­gen­der Vers, der uns zeigt, wie Got­tes Gna­de und sei­ne Ein­la­dung zur Umkehr im Alten Tes­ta­ment leben­dig wur­den und wei­ter­hin eine tie­fe Kraft für unser Leben besit­zen. Die Wor­te Got­tes klin­gen wie ein offe­nes Ange­bot, ein Gespräch zu füh­ren, bei dem Schuld sicht­bar gemacht und doch voll­kom­men ver­ge­ben wird. Die­ser Vers öff­net uns das Ver­ständ­nis, wie groß die Barm­her­zig­keit Got­tes ist und wie er mit sei­nem Volk umge­hen möch­te – nicht mit har­ter Stra­fe ohne Wär­me, son­dern mit einer Ein­la­dung zur Aus­spra­che, Rei­ni­gung und Erneue­rung. Dabei wird die Rea­li­tät der Schuld nicht beschö­nigt, son­dern ehr­lich benannt und zugleich ein neu­er Weg her­aus aus der Dun­kel­heit gewie­sen.

Zual­ler­erst ist es beein­dru­ckend, dass der Herr selbst ein Rechts­ge­spräch vor­schlägt: „So kommt denn und lasst uns mit­ein­an­der rech­ten.“ Die­se For­mu­lie­rung zeigt, dass Gott kein fer­nes, unnah­ba­res Wesen ist, das straft ohne Erklä­rung, son­dern ein Vater, der uns in Lie­be begeg­net und uns durch sei­ne Wei­sung zum Leben ruft. Viel­mehr lädt er ein zu einem Pro­zess der Aus­ein­an­der­set­zung, in dem Wahr­heit und Gerech­tig­keit auf­ge­deckt wer­den. Das Wort „rich­ten“ meint hier kei­nen ein­sei­ti­gen Akt der Ver­ur­tei­lung, son­dern einen heil­sa­men, offe­nen Dia­log, in dem Schuld benannt, Ver­ant­wor­tung über­nom­men und Wahr­heit im Licht Got­tes erkannt wird. Es geht nicht um Abwer­tung, son­dern um Klä­rung – nicht um Ver­damm­nis, son­dern um die Ein­la­dung zur Umkehr und zur Ver­söh­nung. Die­se Vor­stel­lung ist gera­de vor dem Hin­ter­grund der dama­li­gen kul­tu­rel­len und recht­li­chen Pra­xis im Alten Ori­ent bemer­kens­wert, denn Rechts­strei­tig­kei­ten waren oft von mensch­li­chem Macht­ge­ha­be geprägt. Gott aber zeigt sich als gerech­ter und barm­her­zi­ger Rich­ter, der nicht sofort bestraft, son­dern zuerst die Mög­lich­keit zur Klä­rung geben will. Got­tes Rich­ten ist kein Machtakt, son­dern ein Ruf zur Wahr­heit – denn wer sich ihm stellt, erfährt nicht Ver­damm­nis, son­dern Gna­de.

Der zwei­te wich­ti­ge Punkt ist die Ehr­lich­keit über die Sün­de. Gott spricht von einer Sün­de, die „blut­rot“ ist, sogar „rot wie Pur­pur“. Hier wird die Tie­fe des mora­li­schen Ver­sa­gens deut­lich gemacht. Blut­rot und Pur­pur sind Far­ben, die nicht unbe­deu­tend sind. Rot erin­nert an etwas, das blu­tet, das ver­letzt und ver­schmutzt ist. Pur­pur galt als eine beson­ders kost­ba­re Far­be, die durch einen auf­wän­di­gen Her­stel­lungs­pro­zess gewon­nen wur­de und des­halb auf­fäl­lig und ein­drucks­voll erschien. Pur­pur, einst Sym­bol könig­li­cher Wür­de, erin­nert uns dar­an, dass wah­re Kost­bar­keit nicht im Glanz liegt, son­dern im Ursprung und der Tie­fe. In der Bibel wird die Sün­de oft mit der Far­be Rot ver­gli­chen – ein Bild für ihre Tie­fe und Sicht­bar­keit. Es geht dabei nicht um klei­ne Ver­feh­lun­gen, son­dern um deut­lich erkenn­ba­re und schwer­wie­gen­de Ver­ge­hen, die das Leben der Men­schen prä­gen und durch­drin­gen. Die rote Far­be steht für das Offen­kun­di­ge, das nicht ver­bor­gen bleibt, und erin­nert uns dar­an, wie ernst Gott die Sün­de nimmt – nicht um zu ver­dam­men, son­dern um zur Umkehr zu rufen.

Trotz schwe­rer Schuld bleibt Gott barm­her­zig. In Jesa­ja 1,18 spricht er selbst: „Wenn eure Sün­den wie Schar­lach sind, sol­len sie weiß wer­den wie Schnee; wenn sie rot sind wie Pur­pur, sol­len sie weiß wer­den wie Wol­le.“ Die­se Wor­te zei­gen: Gott will nicht ver­dam­men, son­dern rei­ni­gen.

Schnee steht in der Bibel oft für voll­kom­me­ne Rein­heit und Unschuld – wie frisch gefal­le­ner Schnee, der alles Bedeckt, was vor­her schmut­zig war. Wol­le galt zur dama­li­gen Zeit als Zei­chen der Rein­heit, weil sie weiß und unbe­fleckt sein muss­te, um kul­tisch ver­wen­det zu wer­den. Bei­de Bil­der – Schnee und Wol­le – spre­chen von einer Rei­ni­gung, die tief greift und kei­ne Spu­ren der Schuld zurück­lässt. Gott ver­heißt nicht ober­fläch­li­che Kos­me­tik, son­dern eine Ver­wand­lung: Die Far­be der Sün­de wird gewan­delt, damit der Mensch neu und rein vor Gott ste­hen kann. Die­se Zusa­ge ist kei­ne Ver­trös­tung, son­dern ein Ruf zur Umkehr – getra­gen von der Gewiss­heit, dass Got­tes Gna­de stär­ker ist als jede Schuld. Wer sich die­ser Rei­ni­gung öff­net, erfährt nicht nur Ver­ge­bung, son­dern auch Wie­der­her­stel­lung und neu­en Anfang.

“Wah­re Umkehr beginnt dort, wo der Mensch sich nicht ver­steckt, son­dern dem Blick der Lie­be stand­hält.”

Die­se Zusa­ge zur Erneue­rung ist ein Aus­druck von Got­tes uner­mess­li­cher Gna­de. Er for­dert nicht das Unmög­li­che, son­dern bie­tet uns eine ech­te Hoff­nung auf Befrei­ung an, egal wie belas­tet wir sind. Die­ses Ange­bot Got­tes war nicht nur für das Volk Isra­el damals gül­tig – es gilt eben­so für uns heu­te. Es rich­tet sich gegen die läh­men­de Ver­zweif­lung, mit der vie­le Men­schen auf ihre Schuld und ihr Ver­sa­gen bli­cken. Got­tes Wort macht unmiss­ver­ständ­lich deut­lich: Bei ihm gibt es kei­ne hoff­nungs­lo­se Schuld, kei­ne end­gül­ti­ge Ver­wer­fung. Viel­mehr öff­net er einen Weg zur Rei­ni­gung, zur Ver­söh­nung und zu einem ech­ten Neu­an­fang.

Wer sich sei­ner Wahr­heit stellt, wird nicht zer­stört, son­dern erneu­ert – nicht ver­ur­teilt, son­dern ein­ge­la­den, in die Gemein­schaft mit Gott zurück­zu­keh­ren. Die­se Zusa­ge ist ein Trost für die Gebro­che­nen und ein Ruf an alle, die glau­ben, zu weit gegan­gen zu sein:

“Bei Gott ist Gna­de grö­ßer als jede Schuld, und sei­ne Barm­her­zig­keit kennt kei­ne Gren­ze.”

Für uns heu­te bedeu­tet die­ser Vers eine Ein­la­dung, die wir sehr ernst neh­men dür­fen. Das ers­te Wort ist „So kommt denn“. Es ist eine Auf­for­de­rung, sich nicht zu ver­ste­cken, sich nicht von der Scham über­wäl­ti­gen zu las­sen, son­dern den Schritt auf Gott zuzu­ge­hen. In einer Zeit, die oft zwi­schen Selbst­ge­rech­tig­keit und läh­men­der Ver­zweif­lung über eige­nes Ver­sa­gen pen­delt, spricht die­ser Vers eine kla­re und tröst­li­che Wahr­heit aus: Gott lädt dich ein, zu ihm zu kom­men – auch dann, wenn du dich schul­dig fühlst und am liebs­ten weg­lau­fen wür­dest. Er will mit uns reden, nicht um uns zu ver­ur­tei­len, son­dern um uns zu begeg­nen. Er ruft uns dazu auf, unse­re Feh­ler nicht zu ver­drän­gen, son­dern sie ehr­lich vor ihn zu brin­gen. Denn nur im Licht sei­ner Wahr­heit kann ech­te Hei­lung gesche­hen. Got­tes Ein­la­dung ist kein Gerichts­ur­teil, son­dern ein Ruf zur Umkehr – getra­gen von sei­ner Geduld, sei­ner Lie­be und dem Wunsch, uns neu zu machen.

Das Recht­ma­chen mit Gott ist kein blo­ßer Akt von Selbst­recht­fer­ti­gung oder Rück­zug in die Iso­la­ti­on. Es ist ein hei­li­ger Begeg­nungs­pro­zess – getra­gen von Wahr­heit und Barm­her­zig­keit. Wir erken­nen dar­in: Glau­ben ist nicht nur eine pri­va­te, inne­re Ange­le­gen­heit, son­dern eine leben­di­ge Bezie­hung zu einem gerech­ten und gnä­di­gen Gott, der uns kennt und den­noch liebt.

Got­tes Gna­de öff­net uns die Tür, aber sie for­dert zugleich Ehr­lich­keit. Sie lädt uns ein, uns selbst im Licht sei­ner Wahr­heit zu sehen – nicht um uns zu beschä­men, son­dern um uns zu befrei­en. Nur wer sei­ne Schuld aner­kennt und sie vor Gott bringt, kann die Ver­hei­ßung der Rei­ni­gung und Erneue­rung wirk­lich erfah­ren. Die­ser Weg ist kein ein­fa­cher, aber er führt in die Frei­heit. Denn Got­tes Ziel ist nicht die blo­ße Kor­rek­tur, son­dern die Wie­der­her­stel­lung des Her­zens – damit wir in sei­ner Nähe leben kön­nen, auf­recht, ver­söhnt und neu.

“Ver­ge­bung ver­än­dert nicht die Ver­gan­gen­heit, aber sie öff­net die Zukunft – weil Gott neu anfan­gen lässt.”

Außer­dem zeigt uns die­ser Vers, dass unse­re Sün­de und Schuld durch Chris­tus gesühnt wer­den. Die Bibel bezeugt an ande­rer Stel­le, dass Jesus sein Blut ver­gos­sen hat, um unse­re Schuld hin­weg­zu­neh­men und uns wirk­lich rein zu machen (vgl. 1. Johan­nes 1,7). Der Text aus Jesa­ja ist somit ein pro­phe­ti­scher Vor­blick auf die­se heil­brin­gen­de Tat Got­tes – ein Ruf zur Hoff­nung, lan­ge bevor das Kreuz sicht­bar wur­de. Gera­de des­halb for­dert uns Got­tes Ein­la­dung erneut auf, im Glau­ben zu leben: in einem Ver­trau­en, das die Ver­ge­bung annimmt und sich nicht län­ger von der Last der Schuld gefan­gen hal­ten lässt. Es ist ein Glau­be, der nicht ver­drängt, son­dern bekennt – nicht resi­gniert, son­dern emp­fängt. Denn wer sich der Gna­de öff­net, erfährt nicht nur Rei­ni­gung, son­dern auch Wie­der­her­stel­lung und einen neu­en Anfang in der Gegen­wart Got­tes. In Got­tes Gna­de liegt mehr als Ver­ge­bung – sie schenkt Wie­der­her­stel­lung und den Mut zum Neu­be­ginn.

Der Weg zur „schnee­wei­ßen“ Rein­heit ist ein Weg der Umkehr. Er bedeu­tet nicht nur, sich von äuße­rer Schuld zu befrei­en, son­dern das Herz ver­wan­deln zu las­sen. Es geht um mehr als mora­li­sche Kor­rek­tur – es geht um inne­re Erneue­rung. Der gan­ze Mensch soll gewan­delt wer­den: hin­ein in die leben­di­ge Bezie­hung zu Gott, die Den­ken, Füh­len und Han­deln durch­dringt. Die­ses Heils­an­ge­bot wirkt ganz­heit­lich – es umfasst Kör­per, Geist und See­le. Es ist kei­ne ober­fläch­li­che Rei­ni­gung, son­dern eine tief­grei­fen­de Wie­der­her­stel­lung. Und dar­in zeigt sich ein gro­ßes Ver­trau­en Got­tes: dass wir Men­schen sei­ne Hil­fe nicht abwei­sen, son­dern anneh­men und uns von sei­ner Gna­de ver­wan­deln las­sen. Gott rech­net mit unse­rer Bereit­schaft zur Umkehr – nicht als Leis­tung, son­dern als Ant­wort auf sei­ne Lie­be. Wer sich die­sem Weg öff­net, erfährt nicht nur Ver­ge­bung, son­dern auch Hei­lung und einen neu­en Anfang im Licht sei­ner Gegen­wart.

Abschlie­ßend lässt sich sagen: Jesa­ja 1,18 ruft uns heu­te mehr denn je zu – mit einer Stim­me, die durch die Zei­ten trägt. Es gibt immer Hoff­nung, immer einen Weg zurück zur Rein­heit und zum Frie­den mit Gott. Ganz gleich, wie schwer unse­re Schuld wiegt oder wie tief unse­re Feh­ler rei­chen: Got­tes Gna­de ist grö­ßer. Sei­ne Ein­la­dung zum Gespräch steht still und leben­dig vor uns. Sie erin­nert uns dar­an, dass Gott kein fer­ner Herr­scher ist, son­dern ein barm­her­zi­ger Vater, der liebt, der ruft, der heilt. Er lädt uns ein zur Umkehr – nicht in Angst, son­dern in Ver­trau­en. Und er ver­heißt Erneue­rung – nicht ober­fläch­lich, son­dern tief­grei­fend

Möge unser Herz die­se Ein­la­dung anneh­men. Mögen wir unse­re Schuld offen vor Gott brin­gen und die Schön­heit der Erlö­sung erfah­ren, die selbst aus tiefs­ter Dun­kel­heit her­aus­führt – hin­ein ins Licht sei­ner Gegen­wart. Amen.

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