Bibelstimme

„Kreuzes Spur“: Das Kreuz als Wegweiser!

„Kreuzes Spur“: Das Kreuz als Wegweiser!

Das Kreuz ist das zen­tra­le Zei­chen unse­res Glau­bens. Es ist das Sym­bol, das uns an die tiefs­te Wahr­heit erin­nert, die Gott der Mensch­heit offen­bart hat. Man­che sehen im Kreuz nur ein Zei­chen des Lei­dens, ein Zei­chen der Last und des Schmer­zes. Doch das Kreuz zeigt uns weit mehr. Es ist ein Weg­wei­ser, ein Ruf zur Frei­heit, eine Ein­la­dung zu einem Leben, das getra­gen ist von Got­tes Lie­be und sei­ner Ver­ge­bung. Es for­dert uns her­aus, das Leben ganz neu zu ver­ste­hen, jen­seits von Schmerz und Angst. Denn dar­in liegt die Kraft des Kreu­zes ver­bor­gen.

Im Evan­ge­li­um nach Johan­nes hören wir den Ruf Jesu: „Wenn jemand mir nach­fol­gen will, ver­leug­ne er sich selbst und neh­me sein Kreuz auf sich und fol­ge mir nach“ (Johan­nes 16,24). Die­se Wor­te klin­gen zuerst viel­leicht schwer und kön­nen Angst machen. Doch Jesus meint kein Kreuz, das uns zer­bricht oder uns in eine star­re Last zwingt. Er spricht zu uns von einem Kreuz, das Frei­heit schenkt. Denn nur durch das Kreuz wird uns Got­tes Grö­ße und sei­ne Nähe erfahr­bar. Es ist die Brü­cke, die uns her­aus­führt aus der Gefan­gen­schaft von Schuld und Ein­sam­keit.

Das Kreuz zeigt uns, dass Gott selbst den Weg des Lei­dens gewählt hat, um mit uns Men­schen mit­zu­lei­den. Er hat sich nicht fern gehal­ten, son­dern ist mit­ten hin­ein gegan­gen in unse­re Schwach­heit und unse­re Zer­bro­chen­heit. Im Römer­brief lesen wir: „Gott erweist sei­ne Lie­be zu uns dar­in, dass Chris­tus für uns gestor­ben ist, als wir noch Sün­der waren“ (Römer 5,8). Die­se Lie­be ist radi­kal und frei machend. Sie sagt: Du bist nicht allein mit dei­nen Las­ten.

Du bist nicht gebun­den an das, was dich ver­letzt hat. Dei­ne Schuld, dei­ne Angst – sie hal­ten dich nicht fest. Im Kreuz begeg­net dir der leben­di­ge Gott: nicht als Anklä­ger, son­dern als Lie­ben­der, der dich nicht los­lässt. Dort offen­bart sich eine Lie­be, die bleibt – auch wenn du fällst. Im Licht des Kreu­zes erken­ne ich: Mei­ne Feh­ler sind nicht mein Gefäng­nis. Got­tes Lie­be ist grö­ßer als mei­ne Angst – und treu­er als mein Ver­sa­gen.

Wir sind ver­sucht zu glau­ben, dass das Leben nur im Schwe­ren zählt, dass Glau­be nur echt ist, wenn er uns auf­reibt. Dass Ver­zicht Schwä­che sei – und Frei­heit nur das, was nichts kos­tet. Doch die Wahr­heit ist lei­ser: Wah­re Frei­heit wächst dort, wo wir los­las­sen dür­fen. Und Glau­be ist kein Kraft­akt, son­dern ein Ver­trau­en, das trägt – auch wenn wir nicht stark sind. Doch die Bibel zeigt uns eine ande­re Sicht. Jesus sagt: „Denn mein Joch ist sanft und mei­ne Last ist leicht.“ (Mat­thä­us 11,30). Die Frei­heit, die vom Kreuz kommt, befreit uns von der Angst, zu schei­tern oder abge­lehnt zu wer­den. Sie schenkt uns den Mut, uns selbst ehr­lich zu begeg­nen – mit allem, was brennt und bricht. Denn im Kreuz liegt nicht nur das Lei­den, son­dern die Lie­be, die erlöst. Nicht die Wun­de hat das letz­te Wort, son­dern der, der sie trägt. Wo das Kreuz steht, endet nicht das Leben – dort beginnt die Lie­be, die trägt. Die Wun­de bleibt nicht offen: Sie wird zur Tür der Gna­de.

Der Weg in der Spur des Kreu­zes führt nicht ins Dun­kel – er führt ins Leben. Er ist kein Marsch der Selbst­ver­leug­nung um ihrer selbst wil­len, son­dern ein Ruf, der uns an die Hand nimmt und zeigt: „Mei­ne Kraft ist in den Schwa­chen mäch­tig.“ (2. Korin­ther 12,9)

Die­se Kraft ver­wan­delt die Last des Lebens in eine Spur aus Licht und Wahr­heit. Die Spur des Kreu­zes ist ein Weg der Ver­söh­nung – nicht nur zwi­schen uns und Gott, son­dern auch unter­ein­an­der. Wer sich vom Gekreu­zig­ten ver­söh­nen lässt, lebt ver­söh­nend: frei von Groll, frei von fal­scher Här­te, frei vom Zwang, sich selbst behaup­ten zu müs­sen. Denn wo Chris­tus uns trägt, da dür­fen wir los­las­sen – und neu begin­nen.

In Zei­ten der Ver­wun­dung und des Zwei­fels wird das Kreuz zum Ort der Gebor­gen­heit. Es ist das Zei­chen eines Got­tes, der uns nicht mei­det, son­dern uns dort begeg­net, wo wir am ver­letz­lichs­ten sind.

„Der HERR ist nahe denen, die zer­bro­che­nen Her­zens sind, und hilft denen, die zer­schla­ge­nen Geis­tes sind.“ (Psalm 34,19) Wer sich auf den Weg des Gekreu­zig­ten begibt, tritt ein in eine Gemein­schaft, die von Ver­ge­bung und Lie­be getra­gen ist. Hier muss nie­mand stark sein. Hier darf jeder Mensch sein, wie er ist – gehal­ten, geliebt, ver­wan­delt.

“Wer den Weg unter dem Kreuz geht, fin­det eine Gemein­schaft, die von Ver­ge­bung und Lie­be geprägt ist.”

Manch­mal ver­liert die Welt ihre Mit­te. Wo sie nach wah­rem Leben sucht, begeg­net sie nur flüch­ti­gen Ant­wor­ten und lee­ren Ver­spre­chun­gen. Doch die Spur des Kreu­zes führt uns zurück zum Ursprung unse­rer Hoff­nung:
Zur Per­son Jesu Chris­ti, der am Kreuz für uns hing, damit wir das Leben in Fül­le haben: “Der Dieb kommt nur, um zu steh­len, zu schlach­ten und zu ver­nich­ten; ich bin gekom­men, damit sie das Leben haben und es in Fül­le haben” (Johan­nes 10,10). Die­se Spur lädt uns ein, inne­zu­hal­ten, wach zu wer­den – nicht dem Lärm der Welt zu fol­gen, son­dern der lei­sen Stim­me Got­tes, die uns ruft, heilt und neu aus­rich­tet.

Die Spur des Kreu­zes bedeu­tet, sich täg­lich neu aus­rich­ten zu las­sen. Sie ist kein ein­ma­li­ges Ereig­nis, son­dern ein lebens­lan­ger Weg – ein Ler­nen, ein Rei­fen, ein Sich-Prä­gen-Las­sen von Got­tes Lie­be.

Im Koloss­erbrief heißt es: „Denn ihr sollt den Herrn mit eurem Leben ehren und ihn erfreu­en mit allem, was ihr tut. So wer­det ihr ein frucht­brin­gen­des Leben füh­ren, das an guten Wer­ken reich ist, und Gott immer bes­ser ken­nen­ler­nen.“ (Kolos­ser 1,10) Das Kreuz ruft uns auf, mit­ten im All­tag Zeug­nis zu geben von der Hoff­nung, die in uns lebt – auch wenn nicht alles leicht ist. Es lädt uns ein, nicht aus eige­ner Kraft zu leben, son­dern aus der Kraft des­sen, der uns zuerst geliebt hat. Wer sich vom Kreuz prä­gen lässt, lebt nicht aus Erwar­tung, son­dern aus Erbar­men. Nicht Per­fek­ti­on ist das Ziel, son­dern Treue. Nicht die eige­ne Leis­tung, son­dern bedin­gungs­lo­se Lie­be.

“Wer dem Gekreu­zig­ten folgt, lebt nicht aus eige­ner Kraft, son­dern wächst in der Erkennt­nis Got­tes, Tag für Tag.”

Das Kreuz zeigt uns: Wah­re Frei­heit besteht nicht dar­in, kei­ne Schwie­rig­kei­ten zu haben, son­dern dar­in, inmit­ten der Her­aus­for­de­run­gen mit Got­tes Zuspruch leben zu kön­nen. Es ist die Frei­heit, nicht allein zu sein – selbst im Schmerz. Die Frei­heit, getra­gen zu wer­den, wenn die eige­ne Kraft ver­siegt. Die Frei­heit, zu hof­fen, wo alles hoff­nungs­los scheint. Denn am Kreuz offen­bart sich eine Lie­be, die bleibt. Eine Lie­be, die nicht fragt, ob wir stark genug sind, son­dern uns stärkt, weil sie treu ist. „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Frei­heit.“ (2. Korin­ther 3,17) Die­se Frei­heit befä­higt uns, zu lie­ben, zu ver­ge­ben, Frie­den zu suchen – getra­gen von Gna­de, nicht getrie­ben von Zwang.

So dür­fen wir heu­te das Kreuz nicht als ein Sym­bol der Schwä­che sehen, son­dern als das Zei­chen der unend­li­chen Stär­ke Got­tes – der Lie­be, die uns hält, auch wenn wir fal­len. Das Kreuz ist kein Mahn­mal der Nie­der­la­ge, son­dern das Sie­gel gött­li­cher Treue. Es ist die Spur, der wir fol­gen dür­fen, um wah­res Leben zu fin­den – und ande­ren Leben zu schen­ken. Wer sich auf die­sen Weg ein­lässt, ent­deckt: Die Kraft des Kreu­zes liegt nicht im Schmerz, son­dern in der Lie­be, die sich hin­gibt, ver­gibt und ver­wan­delt.

Möge jeder von uns auf die­ser Spur der Gna­de wan­deln, die Fes­seln der Angst und Schuld lösen und Schritt für Schritt den Weg der Frei­heit gehen, den Chris­tus für uns eröff­net hat – eine Frei­heit, die nicht trennt, son­dern ver­bin­det. Eine Frei­heit, die nicht flieht, son­dern trägt. Eine Frei­heit, die im Kreuz ihren Ursprung hat und in der Auf­er­ste­hung ihr Ziel. Amen.

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Published by BBeck