Bibelstimme

Vergebung: Geschenk, das angenommen werden muss!

Vergebung: Geschenk, das angenommen werden muss!

Vie­le Men­schen tra­gen schwe­re see­li­sche Las­ten mit sich. Erleb­nis­se aus der Ver­gan­gen­heit, eige­ne Feh­ler, gebro­che­ne Ver­spre­chen oder Schuld, die man ande­ren oder sich selbst gegen­über emp­fin­det. Sie wis­sen viel­leicht im Kopf, dass Jesus Chris­tus am Kreuz für ihre Sün­den gestor­ben ist, doch im Her­zen spü­ren sie kei­ne Frei­heit. Schuld­ge­füh­le hal­ten sie gefan­gen, und selbst die Bot­schaft der Gna­de scheint kei­ne Erleich­te­rung zu brin­gen. Die­se Span­nung zwi­schen Wis­sen und Erle­ben, zwi­schen Zuspruch und inne­rer Befrei­ung, ist eines der häu­figs­ten Pro­ble­me im Glau­bens­le­ben vie­ler Chris­ten.

Die Schrift betont immer wie­der, dass Ver­ge­bung ein voll­ende­tes Werk ist, das nicht mehr von unse­rer Leis­tung abhängt. „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er sei­nen ein­ge­bo­re­nen Sohn gab, damit alle, die an ihn glau­ben, nicht ver­lo­ren wer­den, son­dern das ewi­ge Leben haben“ (Johan­nes 3,16). Die Lie­be Got­tes ist kein theo­re­ti­sches Prin­zip, son­dern ein prak­ti­scher Akt der Erlö­sung. Jesus hat am Kreuz nicht nur die Sün­de all­ge­mein getra­gen, son­dern jede ein­zel­ne Schuld auch per­sön­lich. Das bedeu­tet: Wer an ihn glaubt, dem ist ver­ge­ben, ganz gleich, wie schwer die Ver­gan­gen­heit wiegt. Den­noch hadern vie­le damit, die­se Wahr­heit anzu­neh­men.

Oft liegt der Grund dar­in, dass Men­schen Ver­ge­bung nicht als ein Geschenk ver­ste­hen, son­dern als etwas, das sie ver­die­nen oder bestä­ti­gen müss­ten. Doch in Ephe­ser 2,8–9 heißt es klar: „Denn aus Gna­de seid ihr selig gewor­den durch den Glau­ben, und das nicht aus euch: Got­tes Gabe ist es, nicht aus Wer­ken, damit sich nicht jemand rüh­me.“ Gna­de bedeu­tet, dass Gott uns unab­hän­gig von unse­rer Leis­tung annimmt. Wenn wir ver­su­chen, uns selbst zu bestra­fen oder Buße durch stän­di­ge Selbst­an­kla­ge zu erset­zen, stel­len wir uns unbe­wusst über das voll­kom­me­ne Opfer Chris­ti. So tra­gen wir Las­ten wei­ter, die längst ver­ge­ben sind.

Ein wei­te­rer häu­fi­ger Grund ist der Man­gel an Ver­trau­en in das Wort Got­tes. Vie­le Chris­ten glau­ben theo­re­tisch an die Bibel, aber sie ver­hal­ten sich, als müss­ten sie einen Beweis für Got­tes Ver­ge­bung sehen oder füh­len. Doch Glau­be ist nicht Gefühl, son­dern Ver­trau­en. Wer dar­auf war­tet, dass Schuld­ge­füh­le ver­schwin­den, bevor er glaubt, stellt das Evan­ge­li­um auf den Kopf. Jesus hat gesagt: „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirk­lich frei.“ (Johan­nes 8,36). Die­se Frei­heit gilt, unab­hän­gig davon, ob das Herz sie sofort emp­fin­det. Die Gefüh­le fol­gen oft erst, wenn der Mensch lernt, der Wahr­heit anzu­neh­men.

Das heißt ganz kon­kret: Frei­heit in Chris­tus ist kei­ne Stim­mungs­la­ge, son­dern eine zuge­sag­te Wirk­lich­keit. Sie trägt auch dann, wenn das Herz noch von Schuld­ge­füh­len, Angst oder alten Bin­dun­gen bedrückt ist. Wer der Wahr­heit stand­hält, lernt Schritt für Schritt, dass Got­tes Zusa­ge stär­ker ist als die wech­seln­den Gefüh­le. So wächst Ver­trau­en: nicht weil die Emo­tio­nen sofort jubeln, son­dern weil der Mensch sich auf das Wort ver­lässt. Erst dar­aus erwächst jene inne­re Ruhe, die die Gefüh­le nach und nach ver­wan­delt.

“Glau­ben bedeu­tet, sich von die­ser Span­nung tra­gen zu las­sen: Ehr­furcht vor der Majes­tät und Ver­trau­en in die Güte.”

Ver­ge­bung bedeu­tet nicht, die Sün­de zu ver­harm­lo­sen. Im Gegen­teil: Nur wer die Schwe­re der Schuld erkennt, kann die Grö­ße der Gna­de ver­ste­hen. Aber die Bibel zeigt, dass Gott kei­ne hal­ben Din­ge tut. „So fern der Mor­gen ist vom Abend, lässt er uns­re Über­tre­tun­gen von uns sein“ (Psalm 103,12). Die­ser Vers beschreibt ein end­gül­ti­ges Ent­fer­nen, kein teil­wei­ses. Wenn Gott also ver­gibt, dann voll­stän­dig. Wir haben kein Recht, etwas fest­zu­hal­ten, das Gott bereits gelöscht hat. Dar­um darfst du dich in Got­tes Ver­ge­bung aus­ru­hen: Sie nimmt dir nicht nur die Schuld, son­dern auch die Last, sie selbst tra­gen zu müs­sen. Was Gott ent­fernt hat, bleibt ent­fernt – und in die­ser Gewiss­heit darfst du Frie­den fin­den. Ver­ge­bung bedeu­tet, dass du nicht län­ger an das Ver­gan­ge­ne gebun­den bist, son­dern frei wirst, neu zu leben.

Die Unfä­hig­keit zur Selbst­ver­ge­bung hängt oft mit einem fal­schen Got­tes­bild zusam­men. Man­che sehen Gott als stren­gen Rich­ter, der zwar for­mell gnä­dig ist, aber inner­lich ent­täuscht bleibt. Dabei zeigt die Bibel ein ande­res Bild: Gott freut sich über jeden, der umkehrt. Im Gleich­nis vom ver­lo­re­nen Sohn läuft der Vater auf den Heim­keh­ren­den zu, noch bevor die­ser sei­ne gan­ze Schuld bekennt (Lukas 15,20). Die­ses Ver­hal­ten zeigt das Herz des himm­li­schen Vaters. Er war­tet nicht auf ein per­fek­tes Schuld­be­kennt­nis, son­dern freut sich über jeden Schritt in sei­ne Rich­tung. Dar­um darfst du wis­sen: Selbst wenn dei­ne Wor­te unvoll­kom­men blei­ben und dei­ne Schuld­ge­füh­le dich noch bedrän­gen, ist Got­tes Freu­de über dei­ne Rück­kehr grö­ßer als dei­ne Unsi­cher­heit. Er nimmt dich an, nicht wegen der Voll­stän­dig­keit dei­nes Bekennt­nis­ses, son­dern weil sein Herz dich längst erwar­tet. In die­ser Gewiss­heit darfst du ler­nen, dir selbst zu ver­ge­ben – getra­gen von der Lie­be, die dich schon längst umschließt.

“Wer Got­tes Ver­ge­bung anneh­men will, muss ler­nen, sich selbst im Licht die­ser Lie­be zu sehen.”

Ver­ge­bung ist kein Gefühl, son­dern eine Ent­schei­dung, der man glau­ben darf. In 1. Johan­nes 1,9 steht: „Wenn wir unse­re Sün­den beken­nen, ist er treu und gerecht; er ver­gibt uns die Sün­den und rei­nigt uns von allem Unrecht.“ „Treu und gerecht“ – das sind Wor­te, die Zuver­läs­sig­keit beschrei­ben. Gott ver­gibt nicht, weil er sich dazu über­re­den las­sen müss­te, son­dern weil das sei­nem Wesen ent­spricht. Er wäre unge­recht, wenn er eine Schuld dop­pelt bestra­fen wür­de – ein­mal am Kreuz und noch ein­mal durch unse­re Selbst­ver­ur­tei­lung. Dar­um darfst du dich auf Got­tes Zusa­ge ver­las­sen: Sei­ne Ver­ge­bung ist ver­läss­lich und end­gül­tig. Sie befreit dich von der Last, dich selbst immer wie­der anzu­kla­gen. Wo Gott gerei­nigt hat, da ist kein Rest geblie­ben, den du noch tra­gen müss­test. In die­ser Gewiss­heit liegt die Kraft, Frie­den zu fin­den und neu zu leben.

Das Anneh­men der Ver­ge­bung ist ein Akt des Glau­bens, der geübt wer­den muss. Dazu gehört, Got­tes Wort täg­lich an sich selbst anzu­wen­den. Wer etwa mor­gens mit Scham­ge­füh­len auf­wacht, darf bewusst beken­nen: „Ich bin erlöst. Jesus hat bezahlt. Ich bin ein Kind Got­tes.“ Die­se Hal­tung ver­än­dert das inne­re Den­ken. Der Feind Got­tes will, dass wir in der Scham ver­har­ren, doch der Hei­li­ge Geist ruft in unse­rem Her­zen: „Abba, lie­ber Vater!“ (Römer 8,15). Die­se Stim­me der Kind­schaft zer­schlägt die Ket­ten des Selbst­vor­wurfs. So wird Ver­ge­bung zu einem Weg der inne­ren Frei­heit: Sie schenkt dir die Gewiss­heit, nicht län­ger von dei­ner Ver­gan­gen­heit bestimmt zu sein, son­dern von Got­tes Zuspruch. Der Hei­li­ge Geist erin­nert dich dar­an, dass dei­ne Iden­ti­tät nicht in Schuld, son­dern in der Kind­schaft liegt. Wer die­sem Ruf ver­traut, erfährt Schritt für Schritt, wie die Scham ihre Macht ver­liert und das Herz Frie­den fin­det.

“Wo Gott gerei­nigt hat, da ist kein Rest geblie­ben, den du noch tra­gen müss­test. In die­ser Gewiss­heit liegt die Kraft, Frie­den zu fin­den und neu zu leben.”

Manch­mal hilft auch das Gespräch mit rei­fen Glau­bens­ge­schwis­tern oder Seel­sor­gern. Jako­bus 5,16 betont: „Bekennt also ein­an­der eure Sün­den und betet für­ein­an­der, dass ihr gesund wer­det.“ Offe­nes Bekennt­nis hat hei­len­de Kraft, weil es Licht in die Dun­kel­heit bringt. Die Ver­ge­bung, die Gott bereits zuge­spro­chen hat, wird dadurch spür­bar erfahr­bar. Im gemein­sa­men Gebet wird die Last leich­ter, weil sie nicht mehr ver­bor­gen getra­gen wer­den muss. Wo Ver­trau­en ent­steht, kann das Herz auf­at­men und die Zusa­ge Got­tes wird greif­bar. So ver­wan­delt sich das Bekennt­nis in einen Ort der Hei­lung, an dem Schuld ihre Macht ver­liert und neue Frei­heit wächst.

Am Ende bleibt die zen­tra­le Erkennt­nis: Ver­ge­bung ist kein Gefühl, son­dern eine Tat­sa­che, gegrün­det auf dem Blut Chris­ti. Wer die­se Wahr­heit fest­hält, wird nach und nach erle­ben, wie die Last der Ver­gan­gen­heit weicht. Chris­tus ruft uns: „Kommt her zu mir, alle, die ihr müh­se­lig und bela­den seid; ich will euch erqui­cken“ (Mat­thä­us 11,28). Die­se Ein­la­dung gilt jedem, der sich selbst nicht ver­ge­ben kann. Wer zu ihm kommt, darf los­las­sen. Denn dort, am Kreuz, ist alles bezahlt – voll­stän­dig, end­gül­tig und aus Lie­be. Amen.

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Published by BBeck