Jesaja 1, 27–28
“Zion wird durch Recht erlöst werden, und wer dorthin umkehrt, durch Gerechtigkeit. Die Übertreter aber und Sünder werden allesamt zerbrochen werden, und die den HERRN verlassen, werden umkommen.”
Der Text aus Jesaja 1,27–28 ist ein machtvolles und zugleich ernstes Zeugnis über Gottes Wesen, seinen Plan der Erlösung und seine Gerechtigkeit. Diese Verse, die inmitten der prophetischen Botschaft Jesajas stehen, sprechen von der Hoffnung für diejenigen, die zu Gott zurückkehren, und von der ernsten Warnung für diejenigen, die sich von ihm abwenden. Diese Worte, die an das Volk Israel gerichtet waren, tragen eine zeitlose Botschaft, die auch für uns heute von tiefgreifender Bedeutung ist. Sie laden uns ein, die Wege Gottes zu betrachten und unser eigenes Leben im Licht seiner Gerechtigkeit und seines Gerichts zu prüfen.
Zuerst sehen wir die Verheißung der Erlösung: „Zion wird durch Recht erlöst werden, und wer dorthin umkehrt, durch Gerechtigkeit.“ Zion, ein poetischer Name für Jerusalem, steht hier nicht nur für die Stadt selbst, sondern für das Volk Gottes, für diejenigen, die zu ihm gehören. Es bezieht sich auf die Gemeinschaft der Gläubigen, die Gott als ihr Heiligtum und ihren König anerkennen. Die Verheißung, dass Zion erlöst wird, ist eine Botschaft der Hoffnung inmitten von Gericht und Zurechtweisung. Obwohl das Volk Israel immer wieder in Sünde gefallen war und Gottes Zorn über ihre Rebellion klar ausgesprochen wurde, macht Gott deutlich, dass Erlösung möglich ist. Doch diese Erlösung geschieht nicht willkürlich oder ohne Bedingungen. Sie ist durch „Recht“ und „Gerechtigkeit“ gekennzeichnet.
Hier wird uns eine wichtige Wahrheit offenbart: Die Erlösung, die Gott schenkt, ist untrennbar verbunden mit seiner Gerechtigkeit. Gott ist ein gerechter Gott, und seine Erlösung entspricht seinem vollkommenen Wesen. Er kann Sünde nicht einfach übersehen oder ignorieren. Sie muss gerichtet werden. Doch in seiner Liebe hat er einen Weg geschaffen, auf dem Sünde gesühnt und Menschen erlöst werden können. Für das Volk Israel geschah dies durch die Opfer im Tempel, die symbolisch für die Vergebung der Sünden standen. Diese Opfer wiesen jedoch auf das vollkommene Opfer hin, das in Jesus Christus gebracht werden würde. Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus die Gerechtigkeit Gottes erfüllt und zugleich die Möglichkeit zur Erlösung geschaffen. Er hat die Strafe für die Sünden der Menschen getragen, damit wir durch ihn gerechtfertigt werden können. Diese Wahrheit ist für uns heute von zentraler Bedeutung. Unsere Erlösung geschieht nicht durch unsere eigenen Werke oder Anstrengungen, sondern allein durch die Gerechtigkeit, die uns in Jesus Christus geschenkt wird.
“Weil Gottes Gerechtigkeit nicht über Sünde hinwegsehen kann, wird Erlösung zum Geschenk seiner Liebe in Christus.”
Doch der Text spricht nicht nur von Hoffnung und Erlösung, sondern auch von Gericht. „Die Übertreter aber und Sünder werden allesamt zerbrochen werden, und die den HERRN verlassen, werden umkommen.“ Diese Worte sind eine ernste Warnung an all jene, die Gottes Wege bewusst ablehnen und in Rebellion gegen ihn leben. Der Begriff „Übertreter“ bezieht sich auf Menschen, die wissentlich gegen Gottes Gebote handeln, während „Sünder“ allgemein diejenigen beschreibt, die in einem Zustand der Trennung von Gott leben. Beide Gruppen haben etwas gemeinsam: Sie stellen sich nicht unter Gottes Herrschaft und lehnen seine Gnade ab.
Das Bild des Zerbrochenseins und des Umkommens ist eine ernste Erinnerung daran, dass Sünde Konsequenzen hat. Gottes Gericht ist nicht ein Ausdruck von Willkür oder Zorn, sondern eine notwendige Konsequenz seines gerechten Wesens. Wer sich gegen Gott stellt, wählt letztlich selbst die Trennung von ihm. Diese Trennung ist nicht nur eine irdische Realität, sondern hat auch ewige Konsequenzen. Der Text macht deutlich, dass das Verlassen des Herrn nicht ohne Folgen bleibt. Es ist ein Weg, der ins Verderben führt, sowohl für das Leben hier auf der Erde als auch für die Ewigkeit.
Darum ist es von entscheidender Bedeutung, diese Wahrheit auch heute mit Klarheit und Mut zu verkündigen. Gerade in einer Zeit, in der viele Kirchen sich dem Zeitgeist angepasst haben und Gottes Gericht kaum noch zur Sprache kommt, braucht es eine Stimme, die deutlich macht: Erlösung ohne Gerechtigkeit ist eine Illusion. Wer das Evangelium auf bloße Wohlfühlbotschaften reduziert, verschweigt die ernste Realität der Sünde und beraubt die Menschen der rettenden Wahrheit. Nur wenn Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit klar gepredigt werden, kann auch seine Liebe in Christus wirklich verstanden und angenommen werden.
“Wo Gottes Gericht verschwiegen wird, verliert das Evangelium seine Wahrheit – und die Menschen ihre Rettung.”
Doch selbst in diesen ernsten Worten liegt eine Einladung verborgen. Die Tatsache, dass Gott vor den Konsequenzen warnt, zeigt, dass er nicht will, dass jemand verloren geht. Sein Ziel ist es, Menschen zur Umkehr zu bewegen. Das Wort „umkehren“ in Vers 27 ist zentral. Es beschreibt den Akt der Buße, des Zurückkehrens zu Gott und des Verlassens eines sündigen Lebenswandels. Umkehr bedeutet, dass wir unsere Sünde erkennen, sie bekennen und uns Gott zuwenden, der allein in der Lage ist, uns zu retten. Dieses Angebot der Umkehr ist eine Botschaft der Hoffnung für jeden Menschen, unabhängig davon, wie weit er sich von Gott entfernt hat. Gott ist bereit, zu vergeben und zu erlösen, wenn wir zu ihm zurückkehren.
Für uns heute ist dieser Text eine Einladung, unser eigenes Leben zu reflektieren. Wo stehen wir vor Gott? Leben wir in der Hoffnung der Erlösung, die durch Jesus Christus möglich ist, oder gehen wir einen Weg, der uns von ihm wegführt? Die Worte Jesajas rufen uns dazu auf, unser Herz zu prüfen und uns neu auf Gott auszurichten. Das gilt auch für uns Christen, die meinen, sicher im Glauben zu sein und das Himmelreich schon gepachtet zu haben. Gerade wir brauchen die ständige Erinnerung daran, dass Glaube nicht Besitz, sondern Beziehung ist – lebendig, wach und erneuerungsbedürftig. Wer sich in vermeintlicher Sicherheit ausruht, läuft Gefahr, die Ernsthaftigkeit der Umkehr und die Tiefe der Gnade zu verkennen.
Die Worte Jesajas erinnern uns daran, dass Gottes Gnade groß ist, aber dass seine Gerechtigkeit nicht verhandelbar ist. Wenn wir seine Erlösung annehmen, dürfen wir in der Gewissheit leben, dass wir durch seine Gerechtigkeit gerechtfertigt sind. Doch wenn wir ihn ablehnen, stehen wir vor den ernsten Konsequenzen unserer Entscheidung.
Dieser Text erinnert uns auch daran, dass die Botschaft von Gottes Gerechtigkeit und Gnade nicht nur für uns persönlich gilt, sondern auch für die Welt um uns herum. Wir sind berufen, diese Botschaft weiterzugeben, damit andere die Möglichkeit zur Umkehr und Erlösung haben. Wie das Volk Israel sind auch wir dazu berufen, ein Licht in der Dunkelheit zu sein, das die Menschen auf Gottes Gerechtigkeit und seine Liebe hinweist. Diese Aufgabe ist nicht immer einfach, denn sie erfordert Mut und Entschlossenheit, die Wahrheit zu verkünden, auch wenn sie nicht populär ist. Doch wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott uns in dieser Aufgabe stärkt und führt.
- „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.“ (Matthäus 5,14)
- „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.“ (Markus 16,15)
- „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.“ (Römer 1,16)
- „Seid allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“ (1. Petrus 3,15)
- „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Timotheus 1,7)
Diese Berufung bedeutet, dass wir nicht schweigen dürfen, wenn Gottes Wahrheit verdunkelt wird. Unser Zeugnis ist nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern Teil des Auftrags, den Christus seiner Gemeinde gegeben hat. In einer Welt, die oft lieber bequeme Botschaften hört, sind wir herausgefordert, das Evangelium in seiner ganzen Tiefe zu verkünden – Gericht und Gnade, Wahrheit und Liebe. Dabei dürfen wir wissen: Nicht unsere eigene Kraft trägt uns, sondern der Heilige Geist, der uns befähigt, Licht zu sein und Salz, das die Welt bewahrt.
Möge uns dieser Text aus Jesaja 1,27–28 ermutigen, unser Leben im Licht von Gottes Gerechtigkeit und Gnade zu betrachten. Mögen wir uns täglich daran erinnern, dass unsere Erlösung allein durch die Gerechtigkeit Gottes möglich ist, die in Jesus Christus offenbar geworden ist. Mögen wir die Einladung zur Umkehr annehmen und andere dazu ermutigen, denselben Weg zu gehen. Und möge unser Leben ein lebendiges Zeugnis sein für die Hoffnung und die Wahrheit, die in Gottes Wort offenbart sind. Denn Zion wird durch Recht erlöst werden, und wer dorthin umkehrt, durch Gerechtigkeit.
Lasst uns in dieser Verheißung leben und sie mit anderen teilen, damit auch sie die Wahrheit erkennen und die Erlösung erfahren, die Gott uns in seiner unendlichen Liebe anbietet. Denn Gottes Gerechtigkeit ist nicht Last, sondern Befreiung; nicht Drohung, sondern Zuspruch. Sie zeigt uns, dass seine Liebe stärker ist als unsere Schuld und dass sein Licht jede Finsternis durchbricht. Darum lasst uns mit Mut und Freude bezeugen, dass Christus unsere Hoffnung ist – heute und in Ewigkeit. Amen.